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Infobrief Januar 2024

Hauptversammlung in Regensburg 16. bis 18.11.2023 unter dem Motto „Demokratie braucht Inklusion“

Vom 16. bis 18.11.23 fand im schönen Regensburg die 51. Bundeshauptversammlung des Verbands Sonderpädagogik e.V. statt. Der Hamburger Landesverband war mit vier Delegierten vertreten.

Trotz Bahnstreik und doppeltem Plan B gelang es nach langer Fahrt, in Regensburg anzukommen. Die Hamburger Delegierten konnten Zeit und Umweg für einen bereichernden Austausch über Ziele und Möglichkeiten in der Hamburger Verbandsarbeit nutzen. Die Stimmung war gut – Plan A muss nicht immer am besten sein.

Die Tage wurden genutzt für vielfältigen Austausch über die Grenzen der Bundesländer hinweg. Es sind Kooperationsvorhaben angebahnt worden mit den Landesverbänden von Schleswig-Holstein, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. So macht Verbandsarbeit Spaß!

Die Hauptversammlung stand unter dem hochaktuellen Motto „Demokratie braucht Inklusion“. Gastredner Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange für Menschen mit Behinderungen, machte in seiner Rede eindrucksvoll deutlich, welche hohe Relevanz der Sonderpädagogik und der Inklusion beikommt – gerade in dieser Zeit. Sein Beitrag wirkte sich inspirierend aus auf die Arbeit und im Diskurs wurde erfahrbar, welche Kraft der

vds im Zusammenschluss der Bundesländer entfalten kann. Diese Kraft wird mehr denn je gebraucht in unserem Land. Die Delegierten der Hauptversammlung vereinbarten sich einstimmig zu einer Positionierung in der ‚Regensburger Erklärung‘.

Die Arbeit des vds in Hamburg hat durch die Hauptversammlung Aufwind erhalten.

Autor*innen: Anne-Katrin Karl, Gabriele Reichert, Lukas Berger, Jörg Wildung

Regensburger Erklärung zur 51. Hauptversammlung des Verbands Sonderpädagogik e.V. Demokratie braucht Inklusion im November 2023

Inklusive Bildung ist nicht verhandelbar, sie stellt ein Menschenrecht dar.

Inklusion und Demokratie sind aufeinander angewiesen, brauchen Menschen, die sich für Vielfalt, Weltoffenheit, Toleranz und Meinungsfreiheit einsetzen, die viele unterschiedliche Sichtweisen, diverse Lebensgeschichten und feste demokratische Grundüberzeugungen vertreten.

Inklusion ist Voraussetzung für demokratisches Handeln, gleichberechtigte Teilhabe und Partizipation aller Menschen, die Anerkennung eines jeden Individuums mit seiner Einzigartigkeit und die Förderung der Selbstwirksamkeit. Die Heterogenität der Menschen ist Ressource und Bereicherung der Gesellschaft.

Der Verband Sonderpädagogik steht für diese Grundwerte und tritt mit seiner gesamten Fachlichkeit für eine gesicherte, unterschiedslose Bildungsteilhabe aller Menschen ein.

Der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen sieht aktuell erheblichen Nachholbedarf bei der Ausgestaltung der inklusiven Bildung in Deutschland. Trotz diverser Rechtsgrundlagen und Selbstverpflichtungen erfährt Inklusion hierzulande keine ausreichende Gestaltung, geschweige denn ist sie eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft. Stattdessen ist zu beobachten, dass der Rückhalt für ein inklusives Bildungswesen eher schwindet.

Das deutsche Bildungssystem ist mit riesigen Herausforderungen wie zum Beispiel Fachkräftemangel, sinkendes Bildungsniveau, mangelhafte Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung konfrontiert. Doch weder die Inklusion noch die zunehmend heterogene Schülerschaft sind schuld an der Bildungsmisere.

Inklusion und Vielfalt sind keine Belastung für unser Bildungssystem, sondern Chance, Lösung und Notwendigkeit für viele gesellschaftliche Herausforderungen in unserem demokratischen Staat.

Alle Schülerinnen und Schüler profitieren von inklusiver Bildung. Ziel von humanistischer, demokratischer und inklusiver Bildung ist es stets, alle jungen Menschen – mit und ohne Behinderung, mit und ohne Reichtum, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne Traumata usw. – in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, ihr Wissen und ihre Kompetenzen zu weiten und sie zu demokratischen Mitgliedern unserer Gesellschaft heranzubilden. Davon profitieren alle!

Die Stimmen, die sich für inklusives Leben und Lernen einsetzen, sind aktuell zu leise und finden zu wenig Gehör. Demokratie und Inklusion benötigen auf allen gesellschaftlichen Ebenen klare Bekenntnisse zu Mitmenschlichkeit und Empathie und ein engagiertes Eintreten für diese Haltung.

Fehlendem Verständnis für inklusive Bildung muss durch Fürsprache und Dialog auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene begegnet werden, um das Bewusstsein für die Bedeutung des Themas wach zu halten.

Der Verband Sonderpädagogik wird lauter werden, Ideen entwickeln, sich mit noch mehr Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Medien vernetzen, mit ihnen diskutieren, sich beraten und verbünden.

Und hier nun noch ein paar Eindrücke aus Regensburg…

Tagung im September in Bad Sassendorf zum Thema:

„Da muss doch mal was passieren!!! – Handlungsmöglichkeiten bei herausforderndem Verhalten in der Schule“

Professor Dr. Christine Schmalenbach und Gabriele Reichert aus dem Hamburger Vorstand nahmen im Tandem an dieser Tagung Mitte September in Bad Sassendorf teil. Gabriele Reichert als Teilnehmerin und Christine Schmalenbach als Referentin zum Thema „SeELe – Sozial-emotionales Lernen mit Lernleitern“ – einem Programm, das das sozial-emotionale Lernen in der Sekundarstufe 1 unterstützt und dessen Wirksamkeit an Schulen in Hamburg erforscht wird. Das entsprechende Buch ist 2022 im Reinhardt-Verlag erschienen.

Für alle gemeinsam – Veranstaltende, Vortragende und zahlreich erschienene Zuhörer*innen war der rote Teppich vor dem Kongresszentrum ausgerollt. Nach der Reihe von Tagungen, die nicht ausgerichtet werden konnten, war diese Tagung eine wirkliche Freude. Es gab zahlreiche Anlässe für Gespräche und fachliche Verständigung zwischen den Teilnehmenden aus verschiedenen Bundesländern.

Christine Schmalenbach (2. Vorsitzende vds Hamburg) & Gabriele Reichert (vds Fachreferentin emotional-soziale Entwicklung in Hamburg / Geschäftsführung)

Bielefelder Momente mit dem Zürcher Ressourcenmodell

Auf Einladung der beiden vds-Fachreferentinnen für Emotionale und Soziale Entwicklung war ich im November 2023 im Zentrum für Schulpraktische Übungen in Bielefeld als Referentin geladen.

Durch unsere jährlich stattfindenden Treffen innerhalb des Bundesreferates Emotionale und Soziale Entwicklung stehe ich mit Gudrun Beckmann-Zander und Renate Weber immer wieder im inhaltlichen Austausch. Diesmal lag der fachliche Fokus auf dem Zürcher Ressourcenmodell.

Die Struktur des Seminars lässt sich am besten aus der Ankündigung zur Veranstaltung erfassen. Hier ein Zitat:

„Ich pack das!“ – Das Zürcher Ressourcenmodell Andere pädagogische Zugänge finden!
Handlungsalternative zur Begleitung für Jugendliche in besonderen Lebenslagen
Wie schaffen wir es, Ziele zu erreichen?
Wie gelangen wir von einem Wunsch zur Handlung?

Das Zürcher Ressourcenmodell ist ein Selbstmanagementtraining, das vor über 30 Jahren von Dr. Maja Storch und Dr. Frank Krause an der Universität Zürich entwickelt wurde und Erkenntnisse der Neurobiologie, der Verhaltenstherapie, der Kurzzeittherapie und anderer Coaching- und Therapieansätze vereint.

In den Regionalen Beratungs- und Bildungszentren in Hamburg wird angestrebt, das Zürcher Ressourcenmodell im Rahmen des Modellprojektes „Lernprozesse begleiten“ zu

implementieren. Es soll zur Erhöhung der Selbstwirksamkeit von Schülerinnen und Schülern und zur Gestaltung von Beratungsprozessen dienen.

In dem 5stündigen Seminar werden wir verkürzt und beispielhaft einen vollständigen ZRM-Prozess durchlaufen. Ausgangspunkt wird ein eigener Veränderungswunsch sein, der nicht veröffentlicht werden muss. Es kommen die Materialien und Übungen zum Einsatz, die mit jugendlichen Schülerinnen und Schülern erfolgreich erprobt wurden.

Für mich, die selten ein Tagesseminar für ca. 20 Erwachsene durchführt, ergaben sich vier wertvolle Bielefelder Momente.

  • Der Gewinn, die eigene Praxis zu reflektieren und nachvollziehbar darzustellen.
  • Die Freude an den kreativen Techniken und Übungen des Zürcher Ressourcenmodells, die sich in vielen Settings gut einsetzen lassen.
  • Die Bereicherung, die die eigene Arbeit durch Konzepte benachbarter Disziplinen erfährt.
  • Die Freude an der Arbeit im Verband, die mir solche Chancen und Kontakte verschafft.

Und auch hier ein paar Impressionen…

Autorin: Gabriele Reichert, Fachreferentin für Emotionale und soziale Entwicklung / Geschäftsführung